Risk Advisory

Prepaymentanalyse zur Zinsbuch- und Liquiditätssteuerung

Mit den Neuerungen der EBA Leitlinien (EBA/GL/2018/02) zum Management von Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch bzw. Bankbuch (IRRBB) wurde zum ersten Mal die Berücksichtigung von Kundenverhalten bei der Bewertung der Zinsänderungsrisiken thematisiert. Bei der Behandlung von eingebetteten Optionen im Kundengeschäft, die flexible Ausübungsrechte für den Kreditnehmer bereithalten, sind neben dem Abzug von Einlagen vor allem außerplanmäßige Tilgungen ein Thema, bei welchem in vielen Banken noch Nachholbedarf besteht.

 

Außerplanmäßige Tilgungen sind nicht planmäßig erfolgte, kundeninduzierte Änderungen in der Kondition eines Kredits

 

Damit stellen die sogenannten Prepayments – Ausübung von Sondertilgungs- oder Kündigungsrechten bei Darlehensprodukten – ein dem Kundenverhalten zugeordnetes Risiko dar. Gemäß den IRRBB-Leitlinien sind diese wiederum Teil des Optionsrisikos (Zinsrisiko), welches unter anderem als jenes Risiko aus der impliziten bzw. vertraglich festgelegten Flexibilität von zinssensitiven Instrumenten definiert ist, wonach Zinsänderungen zu einer Änderung des Kundenverhaltens führen können (eingebettetes verhaltensabhängiges Optionsrisiko).

 

Implizite Optionen haben einen signifikanten Einfluss auf den Wert des Zinsänderungs- und Liquiditätsrisikos einer Bank

Der Darlehenscashflow wird durch die Beachtung von Prepayments in der Laufzeit gekürzt, folglich sinkt der für die Risikoberechnungen benötigte Barwert. Hinzu kommen unter Umständen Verstärkungs- oder Kompensationseffekte zwischen den Options- und restlichen Teilrisiken, in das sich das Zinsänderungsrisiko aufspalten lässt. Eine Nichtbeachtung der Nebenabreden könnte deshalb zu falschen Steuerungsimpulsen und zu Liquiditätsschäden führen. Steht mehr Geld als erwartet zur Verfügung, unterliegt dieses einerseits dem Risiko, nur unter schlechteren Konditionen wieder angelegt werden zu können. Wird ein Vertrag vorzeitig gekündigt oder läuft aufgrund hoher Prepaymentraten eher aus, so müssen andererseits die Refinanzierungsquelle für die ursprüngliche Restlaufzeit weiter bedient bzw. entsprechende Auflösungskosten gezahlt werden.

Nur durch eine genauere dynamische Sicht auf die Cashflows der Kredite können sowohl Szenarien mit Verlustpotentialen oder Gewinnchancen identifiziert,  eine entsprechende Zinsbuchsteuerung ermöglicht als auch eine effiziente Refinanzierungsstruktur gewählt, Liquiditätskosten gesenkt und eine adäquate Bepreisung der Kundenprodukte vorgenommen werden.

Dem großen Nutzen steht ein hoher Grad an Komplexität entgegen

 

Kreditnehmer verhalten sich nicht immer marktrational und nehmen ihre Optionen gar nicht oder nicht zum bestmöglichen Ausübungszeitpunkt wahr. Neben der Abhängigkeit von der Zinsentwicklung können weitere Treiber, wie bspw. die Veränderung des Bruttoinlandsproduktes, Ratingveränderungen oder der Mietpreisspiegel wirken. Hinzu kommt, dass die Ausübung der Rechte stark von der Struktur der bankspezifischen Portfolien abhängt. Kreditnehmer unterschiedlicher Risikosegmente (Immobilienmarkt USA – Europa, Schiffs- oder Flugzeugfinanzierung etc.) und Geschäftsfelder (Immobilien- oder Spezialfinanzierung, Firmen- oder Privatkundensegment) agieren möglicherweise mehr oder weniger sensitiv auf Veränderungen. Länder, Regionen und Währungen bilden weitere denkbare Sichten. Hinzu kommen die erhöhten technischen Anforderungen, um die identifizierten Treiber und Perspektiven abzubilden.
 

SKS hilft Ihnen mit bewährten Vorgehensweisen und Techniken das Maximum aus Ihrem Kreditdatenbestand zu holen

 

Eine Herangehensweise bei der Untersuchung von Treibern außerplanmäßiger Tilgungen könnte sich an der folgenden Struktur orientieren.
 

SKS besitzt weitreichende Expertise sowohl fachlich in Bezug auf das Zinsänderungsrisiko, das Liquiditätsrisiko und die aufsichtsrechtlichen Hintergründe als auch praktisch hinsichtlich der Modellierung sowie bezüglich statistischer Anforderungen. Unsere Berater zeichnen sich gerade durch das beidseitige Verständnis von fachlichen Anforderungen und technischer Umsetzung aus. Gerne unterstützen wir Sie ganzheitlich in Ihrem Projekt zur Integration von Kundenverhaltensannahmen bei Krediten mit Nebenabreden. Wobei Sie im Rahmen der Prepaymentanalyse insbesondere auf unsere Erfahrungswerte aus Referenzprojekten bauen können.

Ansprechpartner

Oliver Brandt

Director Risk Advisory

Oliver Brandt leitet bei SKS den Bereich Risk Advisory in partnerschaftlicher Kooperation mit den anderen Unternehmensbereichen. Als Mathematiker beschäftigt er sich seit über zwanzig Jahren mit Themen im Risikomanagement der Finanzbranche und war für Beratungshäuser, Softwarehersteller und als selbstständiger Unternehmer tätig. In den letzten Jahren legte er seinen Fokus intensiv auf die Themen Digitalisierung, Entwicklung von Methoden Künstlicher Intelligenz sowie von KI-Modellen.

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