Der Output Floor wurde im CRR3/CRD VI Entwurf am 27. Oktober 2021 erwartungsgemäß verankert. Neben der Klarstellung von bereits diskutierten Umsetzungsalternativen enthält der Entwurf gerade im Bereich der Übergangsregeln sowie Konsolidierungsebene einige neue Aspekte. Die wichtigsten Festlegungen im Überblick:
Damit ist die Anforderung des Output Floor konkretisiert. Die identifizierten Herausforderungen bleiben auch nach dem CRR III Entwurf die gleichen.
Im Rahmen der Überarbeitung des Basel Frameworks hat das BCBS am 7. Dezember 2017 das Dokument BCBS 424: „Basel III: Finalising post-crisis reforms“ veröffentlicht. In diesem Dokument wird unter anderem die Einführung des Output Floor für die gesamten Risk Weighted Assets (Gesamt RWA) eines Instituts empfohlen. Die Umsetzung auf europäischer Ebene wird in der CRR III erwartet (Entwurf für Q4/2021 angekündigt).
Diese Einführung einer unteren Grenze der Instituts-RWA auf Basis der RWA nach Standardansätzen soll die RWA-reduzierende Wirkung der zur Anwendung kommenden internen Modelle auf Gesamtebene für die Eigenmittelunterlegung unter der Säule 1 begrenzen.
Der Output Floor ist dabei über alle Risikoarten zu ermitteln, wobei der für die Ermittlung zu verwendende Standardansatz je Risikoart in BCBS 424 wie folgt geregelt ist:
Um Klippeneffekte an die Kapitalanforderungen für Institute zu vermeiden, die durch die Einführung des Output Floor entstehen, soll dieser stufenmäßig über die Jahre 2023 bis 2028 eingeführt werden. Die Mindestquote (der RWA aus Standardansätzen), die ab Januar 2023 zu erfüllen ist, liegt bei 50% und steigt während der 5-jährigen Einführungsphase bis zum Januar 2028 sukzessive auf 72,5% an. Auch wenn die Umsetzung der CRR III frühestens für das Jahr 2024 erwartet wird, ist für den Output Floor die Erwartung, dass die volle Mindestquote ab dem Jahr 2028 erfüllt werden muss.
Die EBA hat in ihren Auswirkungsstudien ermittelt, dass der Output Floor im Durchschnitt zu signifikanten Erhöhungen der Kapitalanforderungen bei Instituten mit internen Modellen führt. Im gesamten Basel IV Kontext gilt der Output Floor als Haupttreiber für zusätzliche RWA Belastungen.
Zur Veranschaulichung wird hier ein Beispiel dargestellt, in dem eine Bank ein internes Modell ausschließlich im Kreditrisiko (IRB Bank) in Säule 1 anwendet.
Vereinfachend wurden weitere Basel IV Effekte ausgeblendet.
Da der Output Floor auf Gesamtebene anzuwenden ist, würde eine Anwendung des Output Floor auf Einzelgeschäftsebene den Effekt des Output Floor institutsweit signifikant überschätzen und damit zu einer stärkeren Verteuerung der Kredite führen. Damit kommt der methodischen Umverteilung des Output Floors auf die Einzelgeschäftsebene eine besondere Bedeutung zu.
Für viele Institute, bei denen die RWA eines Einzelgeschäfts eine zentrale Komponente in der Banksteuerung darstellt, ist das Wiederherstellen der Gleichung, dass die Summe der Einzelgeschäfts-RWA der RWA des Instituts unter Berücksichtigung des Output Floor entspricht, eine große Herausforderung. Die zusätzliche RWA Belastung durch den Output Floor muss hierfür adäquat auf die Einzelgeschäfte verteilt werden.
Für die Umverteilungsmethode gibt es aktuell keine Vorgaben der Aufsicht. Vielmehr stellt der Ansatz des Output Floor Banken vor das klassische Problem des Moral Hazard. Der Output Floor verteuert risikoarme Positionen (z.B. bei Betrachtung der IRB Kapitalkosten relativ zu den KSA Kapitalkosten), während er risikoreichere Positionen nicht bestraft. In welchem Maße man dieses Phänomen an die Eigenkapitalkosten der Einzelpositionen weitergibt, ist Fragestellung einer sinnvollen Verteilung. Die Sichtweise, dass die Eigenkapitalkosten die Verhältnisse des Unexpected Loss widerspiegeln, steht hierbei in Widerspruch zu einer Sichtweise, welche die Zusatzbelastung des Output Floor verursachungsgerecht auf Einzelpositionen verteilt, da der Output Floor insbesondere durch die Geschäfte verursacht wird, welche durch den Ansatz interner Modelle in besonderem Maße profitieren.
Für die Banksteuerung ergibt sich hier ein zu lösender Zielkonflikt: Soll der Output Floor einen zusätzlichen Preisfaktor für das Eigenkapital bei konstanter relativer Kapitalanforderung der Einzelposition darstellen oder soll die Umverteilung der Zusatzkosten im Ziel möglichst viel Geschäft ermöglichen.
Das Lösen dieses Zielkonflikts und die daraus abzuleitende Umverteilung mittels eines adäquaten Allokationsmechanismus für die Zusatzbelastung auf Einzelgeschäftsebene ist die zentrale Herausforderung der Banksteuerung im Rahmen der Einführung des Output Floor.
Bei der Geschäftsselektion sowie dem Pricing von Neugeschäft ist schon heute zu beachten, wie sich die Eigenkapitalbelastung des Output Floor auf das Einzelgeschäft niederschlägt, da insbesondere langlaufende Geschäfte von der Zusatzbelastung des Output Floor betroffen sein werden. Eine Nichtberücksichtigung kann in der Zukunft zu Unterdeckungen, Limitproblemen sowie überschätzten Deckungsbeiträgen führen. Eine Berücksichtigung hingegen, kann bereits heute signifikanten Einfluss auf die Geschäftsselektion sowie die Konditionen nehmen. Hierbei ist ein ganzheitlicher Ansatz für alle Basel IV Komponenten zu betrachten, welche auf die zukünftige RWA wirken.
In Abhängigkeit von dem gewählten Allokationsmechanismus für die Zusatzbelastung ist es erforderlich, Planwerte für die zukünftigen Jahre im Prozess der Vorkalkulation zu berücksichtigen. Dieses wird notwendig, da der Grad der Zusatzbelastung durch den Output Floor über die Lebenszeit eines Geschäfts in Abhängigkeit von der RWA Planung variieren kann. Die Einbettung von Planzahlen in das Pricing ist an dieser Stelle in den meisten Bankprozessen kein Standard.
Diese offenen Punkte entscheiden bei manchen Instituten darüber, ob sie überhaupt bzw. in welchem Maße vom Output Floor betroffen sein werden.
Haben Sie generelle Fragen zu Basel IV, dem Output Floor oder verschiedenen Ansätzen zur Integration in die Banksteuerung?
Kommen Sie auf uns zu! Wir freuen uns auf die gemeinsame Diskussion!
Director Risk Advisory
Oliver Brandt leitet bei SKS den Bereich Risk Advisory in partnerschaftlicher Kooperation mit den anderen Unternehmensbereichen. Als Mathematiker beschäftigt er sich seit über zwanzig Jahren mit Themen im Risikomanagement der Finanzbranche und war für Beratungshäuser, Softwarehersteller und als selbstständiger Unternehmer tätig. In den letzten Jahren legte er seinen Fokus intensiv auf die Themen Digitalisierung, Entwicklung von Methoden Künstlicher Intelligenz sowie von KI-Modellen.